Anne-Dominique Hubert


Iris Kretzschmar  2022

 

Basel - im Kellergeschoss der Maison 44, die dieses Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert, hat Anne-Dominique Hubert (*1952) eine Installation aus rund zwanzig Objekten aufgebaut. Die dreidimensionalen, kubischen Teile schweben an feinen Fäden auf unterschiedlichen Höhen. Alles sind Einzelstücke, die aus früheren Entwürfen und Bildwerken zusammengefügt wurden und in den Farben Weiss, Schwarz und Blau erscheinen. Mit sichtbaren Stichen wurden sie an den Kanten zusammengenäht - jede Binnenfläche erscheint anders. Schemenhafte Figuren, Zeichen, Spuren von Russ und Abdrücke von verkohlten Spinnweben aus dem Holzofen der Künstlerin sind zu erkennen. Die Konglomerate wirken wie ziellos vor sich hintreibende Erinnerungen, die in verdichteter Form aus dem Unbewussten auftauchen.

 

Auch in Huberts Leporellos im ersten Stock der Maison verbinden sich unterschiedliche

Zeiträume und Materialien, in die sich die Jahre eingeschrieben haben. nI der Isolation während der Pandemie bestickte Seiten stockfleckiger Notizbücher aus dem Ersten Weltkrieg. So ist eine Art wortloses Tagebuch entstanden, das zwei Jahrhunderte und individuelle Extremzustände miteinander verbindet, ohne sie explizit zu verbalisieren. Mit ihren Werken und dem poetischen Ausstellungstitel ‹taire le texte› evoziert die Künstlerin eine Sprache jenseits des gesprochenen Wortes.